Herbert Hölscher

 

Das Selbststudium der Malerei, insbesondere auf Reisen nach den Niederlanden, Frankreich, La Gomera und Nordafrika ermöglichte mir, frei von Zwängen, Moden und Stilen, im Experiment ständig nach eigenen Wegen zu suchen. Es ist die neugierige Suche nach neuen Ausdrucksformen, aber auch nach dem Unterschied zwischen Schein und Wirklichkeit die sich in meinem Gesamtwerk widerspiegelt.


Dabei gibt es für mich keine Trennungslinie zwischen gegenständlichen und nicht gegenständlichen Bildern. Die Freiheit beim Malen ist ein wichtiger Teil. Am Ende sind es dann abstrakte Gegenstände oder gegenständliche Abstraktionen. Formen, Farben und Linien sind der Natur entnommen, jedoch ohne die Notwendigkeit einer Bindung an das Motiv, Erinnerungen, Gesehenes, Erlebtes werden in möglichst freier Malweise wiedergegeben.

 

Das Bild gibt nicht die Wirklichkeit wieder, ist aber durchaus ein Stück Wirklichkeit. Die Bildsprache ist nicht die Sprache der Worte, deshalb kann man sie nur schwer erklären, man kann sie aber erleben und erfühlen. So wie vieles im Wirken der Natur sich nicht in Worte fassen lässt. Es bleibt immer etwas an Geheimnis, was keiner Erklärung bedarf, aber doch vorhanden ist.


Als Form erscheint dann auch immer wieder die menschliche Figur in ihren verschiedenen Ausdrucks- und Daseinsformen. Die Quellen hierzu finden sich sowohl in der realen Gegenwart als auch in der Fantasie. Sie sind aber auch häufig der Literatur oder der Bibel entnommen. Es finden sich Anklänge an die Kunst der "Primitiven Völker" sowie an die Höhlenmalerei der Urmenschen. Mir kommt es darauf an, möglichst keine "glatten Bilder" zu machen. Der Malvorgang ist ein Sehen und Wachsen lassen - selten ein Entwerfen. Das Gefühl spielt eine Rolle, genauso wie der Verstand. Ein Mittelding zwischen beiden ist der Idealzustand. So wie es die Verbindung von Herz und Verstand zur Hand zulässt.


So kann ein Bild etwas enthalten, was mit Worten nicht so genau zu definieren ist, etwas aber durchaus Vorhandenes - Stimmungen, Zwischentöne, Menschliches, Zwischenmenschliches. Die Verbindung zur Natur wird oft auch deutlich durch einen "gebrauchten" Malgrund, z.B. Packpapier oder Holz. Es wird benutzt, so wie es gefunden wird und hat als Material vieles von Erlebten und Erlittenen an sich. Aber es hat auch seine eigene Energie, Kraft und Erfahrungen gespeichert.